NLU Exkursion Birkenhof Köngen Gemüse und Beeren

von Lena, Mirja, Sarah, Hanna

Wir, vom NLU-Kurs, waren gemeinsam am 22.05.2024 zu einer Führung auf dem Birkenhof in Köngen. Wir haben uns dort den Anbau von Chicorée, Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren angeschaut.
Der Birkenhof ist einer der wenigen spezialisierten Betriebe in Deutschland, wenn es um den Anbau von Chicorée geht.  
Zu Beginn hat Herr Deuschle, der Eigentümer des Birkenhofes, uns erstmal ein paar allgemeine Informationen und Daten über den Hof mitgeteilt:
Ursprünglich war der Birkenhof ein Schweinemastbetrieb und bestand damals nur aus einem Gebäude, dem Birkenhof 4, welcher von Herr Deuschles Vater bewirtschaftet wurde.
Im Jahr 1989 wurde dann zusätzlich noch der Birkenhof 2 übernommen. In diesem Teil des Hofes werden jetzt im hinteren Teil Erdbeeren und Himbeeren angebaut. 2017/2018 wurden die Gewächshäuser für die Erdbeeren gebaut.
Zusätzlich gehört heute auch noch den Birkenhof 3, in dem hauptsächlich die Hofangestellten untergebracht sind. Der Birkenhof hat momentan im Schnitt rund 60 bis 70 Angestellte, die alle Vollzeit angestellt sind. Die meisten Mitarbeiter sind Saisonarbeiter aus der Ukraine, Polen oder Rumänien.
Neben dem Obst- und Chicoréeanbau, betreibt die Familie Deuschle auch eine Reitschule und verpachtet Pferdeboxen an Privateinsteller.

Chicorée
Nachdem Herr Deuschle uns einige Informationen gegeben hatte, haben wir uns als Erstes die Produktion des Chicorée angeschaut.
Der Anbau und die Verarbeitung von Chicorée findet am Birkenhof in zwei unterschiedlichen Hallen statt. In einer Halle sind die Büros und der Anbau des Chicorées untergebracht. In der zweiten Halle sind im Obergeschoss die Sozialräume und unten findet die Verpackung, Verarbeitung und Wiederbepflanzung statt.
Der Chicorée wird auch ,,weißes Laub“ genannt. Er bevorzugt einen sehr leichten, fast schon sandigen Boden mit einer guten Wasserversorgung und eine dunkle Umgebung.
Zudem benötigt der Chicorée Nährstoffe zum Wachsen. Auf dem Birkenhof wird der Chicorée nicht im Freiland angebaut, sondern ausschließlich in der Halle. Dies geschieht in Treibkisten, in die die Wurzeln eingesetzt werden.
Die Pflanzen erhalten ihre Nährstoffe durch das mit Dünger versetzte Wasser, das ihnen zugeführt wird. Durch den geschützten Anbau in Hallen kommt es kaum zu Krankheiten. Der Birkenhof hat zehn Räume mit jeweils acht Reihen für die Kisten. Zudem werden immer wieder Probetriebe durchgeführt, verschiedener großer Chicorée Wurzeln, um mögliche Krankheiten rechtzeig feststellen zu können. Die Produktion der Wurzeln beginnt im Mai (nach den Eisheiligen).
Die Pflanze wird über die Sommermonate hinweg regelmäßig von den Mitarbeitern kontrolliert und gepflegt.

Die Entwicklung des Chicorée ist anfänglich  sehr langsam. Nach gerademal 2 Monaten hat die Pflanze erst 5 -7 Laubblätter und die Hauptwurzel misst rund 10 cm. Im Durchschnitt werden 2800 Wurzeln pro Hektar angepflanzt. Ab ungefähr Mitte Oktober sind die Wurzeln reif und können gerodet werden. Auf dem Birkenhof ist die Ernte so geplant, dass immer 18 Tage geerntet werden kann. Um die Sprossen zu Ernten werden diese von der Wurzel getrennt und nach dem Reinigen der Sprosse, in Packungen verpackt (pro Packung 2-4 Sprossen) und zum Beispiel beim Rewe oder Edeka verkauft. Nach der Rodung kommen die Blätter ab. Die Wurzeln werden nach ihrer Größe sortiert und kommen dann in die Kühllager, damit die Wurzeln ihre Qualität und die Reservestoffe nicht verlieren. In diesem Kühllager werden die Wurzeln mit Wasser besprüht, damit diese nicht austrocknen, da sie sonst nicht mehr treibfähig wären. In dem Kühllager herrscht eine Temperatur von 2° C und geht bis zu -1,8° C runter. Das Treiben des Chicorée erfolgt nach der Kühl-  und Reifephase. Es ist dabei wichtig, dass dies in dunkler Umgebung stattfindet und das die Wurzeln sehr langsam und vorsichtig aufgetaut werden.
Auf dem Birkenhof werden täglich etwa 25 Tonnen Chicorée geerntet, was unter einem sehr hohen Anteil an Handarbeit entspricht. Die fertig, von Hand gepackten, Päckchen mit jeweils 2-4 Strossen werden in unterschiedlichen Lebensmittelläden angeboten (wie bereits oben kurz erwähnt), mit einem Beutelpreis von ca 1,15 – 1,30€.

Beeren:
Der zweite Teil unserer Exkursion führte uns in die Gewächshäuser, die für den Anbau von Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren gebaut worden sind. Einer der ersten Vorteile, den Herr Deuschle uns nannte, war die verkürzte Wachstumszeit. So brauchen die Erdbeeren in normaler Kultur etwa 8 Wochen zum Wachsen, in den Gewächshäusern hingegen nur 6 Wochen. Die Gewächshäuser sind mit besonderen Anlagen ausgestattet. So findet man ein Plexiglas Dach, welches das Licht bricht und somit die Pflanzen vor Sonnenbrand, sowie gegen Hagel und Starkregen schützt. Ein Hochdrucknebler sorgt vor allem im Sommer dafür, dass es innerhalb des Gewächshauses kälter ist als außerhalb und die Tröpfchenbewässerung liefert den Pflanzen im Sommer, wenn es warm ist, zwischen 20 und 30 Liter zusätzliches Wasser. Schädlinge werden innerhalb des Gewächshauses hauptsächlich mit Nützlingen wie Hummeln bekämpft. Nur im Notfall werden chemische Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt und das auch nur in schwacher Form.

Eine Erdbeerpflanze erlebt eine Ernte und wird dann entfernt. Das neue Saatgut bekommt der Birkenhof aus Holland. Zudem werden Untersuchungen im Labor durchgeführt um zum Beispiel die Anzahl der Kronen zu überprüfen. Die Erdbeeren wachsen auf einem Substrat aus Kokosnuss, welches wiederverwendet werden kann und nach Nutzung auf dem Feld weiterverwertet wird. Die Erdbeeren wachsen, genau wie der Chicorée, nicht auf dem Boden, sondern in hochgelegten Reihen. Die Reihen sind so weit auseinander, dass man in der Erntezeit mit einem speziellen Wagen zwischen den Reihen durchfahren kann. Das Fachpersonal für den Anbau von Erdbeeren ist sehr teuer und die Lohnkosten belaufen sich auf 250.000 bis 300.000 Euro pro Jahr. Als “Experiment” findet man in den Gewächshäusern momentan auch Japanische Erdbeeren, welche auf einen Preis von 20 – 40€ pro Kilogramm kommen.

Die Brombeeren füllen einen kleinen Teil der Gewächshäuser und werden in Töpfen in normaler Erde angepflanzt. Die Ausläufer werden gezogen, eingefroren und so erneut gepflanzt, dass die Ernte absehbar ist. Die durchschnittliche Ernte beträgt circa 7,5 Kilogramm pro Laufmeter. Das sind circa 750 Kilogramm pro Reihe mal circa sieben Reihen.

Der Birkenhof liefert, neben dem Direktverkauf, die angebauten Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren an Märkte wie Edeka und Rewe.

Herr Deuschle meinte zum einen, dass er offen sei für Experimente und zum anderen, dass die Überlegung für ein Tomatenhaus mit ca. 30 Hektar im Raum stehe, er dieses jedoch nicht alleine auf die Beine stellen wird.