NTZ: 29.06.2022: Diese Projekte hat die Klimaschutz-AG der Fritz-Ruoff-Schule in Nürtingen umgesetzt

29.06.2022, Von Kai Müller

Umwelt- und Klimaschutz wird in der Fritz-Ruoff-Schule seit einigen Jahren groß geschrieben. Viele Projekte wurden in die Tat umgesetzt. Der Gewinn der Bronze-Medaille bei einem bundesweiten Wettbewerb verleiht nun noch einmal einen neuen Schub.

Die Klimaschutz-AG der Fritz-Ruoff-Schule zeigt stolz die Energiesparmeister-Auszeichnung (von links): Lehrerin Rena Junginger, Benedict Weber, Selina Weiss, Miriam Kubat, Galina Molchanov, Lehrer Manfried Dürr. Oben auf dem Lebensturm (von links): Luca Trost, Nadine Harter und Kim Aigner. Fotos: Müller

NÜRTINGEN. Benedict Weber stellt einen Karton mit lauter leeren Kleiderbügeln auf den Boden ab. „Auch der Tisch war mal ganz voll“, sagt das Mitglied der Klimaschutz-AG an der Fritz-Ruoff-Schule und deutet nach hinten, wo noch ein paar kurze und lange Hosen liegen. Daneben stehen Kleiderständer mit verschiedenen Oberteilen. Klamottenbasar heißt das Projekt, bei dem auch der Hausmeister mitgeholfen hat. Er hat einige Stellwände so drapiert, dass Umkleidekabinen entstanden sind. Weitertragen statt wegwerfen, heißt das Motto. Wer seine Klamotten nicht mehr mag, der bringt sie mit in die Schule und oft findet sich ein neuer Abnehmer. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Miriam Kubat, die seit drei Jahren bei der AG dabei ist.

Jede Klasse hat zwei Klimaschutz-Experten

Für kurze Zeit ist das aktuelle Projekt ein wenig aus dem Fokus geraten. Kein Wunder, schließlich hat die Klimaschutz-AG durch ihr Engagement eine besondere Auszeichnung erhalten. Beim bundesweiten Wettbewerb Energiesparmeister landete die berufsbildende Schule aus Nürtingen auf dem dritten Platz. Dafür gab es nicht nur ein Preisgeld, sondern auch jede Menge Aufmerksamkeit und eine Fahrt nach Berlin zur Preisverleihung. „Das war ein Erlebnis, das man wahrscheinlich nie wieder erleben wird“, sagt Luca Trost. Seine Lehrerin Rena Junginger ergänzt: „Das toppt wirklich alles.“ Preise hat die Klimaschutz-AG schließlich schon einige gewonnen.

Mehrmals hat die Schule am Energiespar-Wettbewerb teilgenommen. Nun gelang der große Wurf. Vor mehr als zehn Jahren hat Lehrer Manfried Dürr die ersten Klimaschutzprojekte ins Leben gerufen. Dürr konnte in Berlin leider nicht dabei sein. Aber er ist wahnsinnig stolz auf die aktuelle Klimaschutz-AG: „Die haben ein Riesenengagement gezeigt und das in ihrer Freizeit.“ In der AG darf auch gegessen werden, schließlich geht es für einige Teilnehmer danach gleich weiter in den Nachmittagsunterricht.

Klamottenbasar mit Umkleidekabine: Das ist ein Projekt der Klimaschutzgruppe.

Die ersten Aufgaben, die sich Dürr und seine damaligen Mitstreiter gestellt hatten, war die Einführung der Mülltrennung an der Schule. Heute hat jede Klasse zwei Klimaschutzexperten, die aufs Stromsparen, Mülltrennung und richtiges Lüften achten und mit gutem Beispiel vorangehen. „Das sind wichtige Multiplikatoren“, sagt Dürr. Gleichwohl gebe es an der Schule natürlich auch rund 1000 Berufsschüler, die könne man sicherlich noch mehr einbinden.

Was möglich ist, hat jüngst ein Pilotprojekt der Fritz-Ruoff-Schule gezeigt. Schüler des Physikkurses haben angehende Erzieherinnen geschult, in dem sie ihnen Experimente zum Thema Naturphänomene nähergebracht haben. „Das war ein großer Erfolg, mit viel Kompetenzzuwachs“, sagt Dürr. Die Klimaschutzgruppe ist offen für alle Schülerinnen und Schüler – und das ist auch gut so. „Es kommen immer wieder neue Leute mit neuen Ideen“, sagt Miriam Kubat. Zu tun gibt es einiges: So hat man eine andere Klasse beim Bau eines Lebensturms unterstützt. Im Gegensatz zum Insektenhotel finden hier auch Wildbienen, Kleinsäuger, Reptilien und Schnecken ein Zuhause. Gerade plant die Gruppe ein Projekt, das sich GRüN nennt, ausgeschrieben Gigarallye über Nachhaltigkeit. Die Klimaschutz-AG hat schon an verschiedenen Stellen im Schulhaus oder auf dem Gelände Veränderungen hervorgerufen: „Überall dort wollen wir QR-Code-Plaketten anbringen“, sagt Miriam Kubat. Da kann sich dann jeder und jede über die unterschiedlichen Projekte via Smartphone informieren. Da wäre das Preisgeld sicherlich gut eingesetzt.

Die Resonanz auf den Erfolg ist groß: „Da ist auch im Kollegium Begeisterung da“, sagt Lehrerin Junginger, die zusammen mit ihrem Kollegen Dürr die AG leitet. Unter den ersten Drei war die Fritz-Ruoff-Schule die einzige öffentliche Schule. „Die privaten Schulen können auch mal sechs Wochen an so einem Projekt arbeiten“, sagt Junginger.

Doch viel wichtiger als die Platzierung sind ohnehin Folgen. So ist der sogenannte Technische Objektbetreuer für das komplette Schulgelände an der Albert-Schäffle-Straße auf die AG zugekommen. Nun will man gemeinsam überlegen, wie Heizkosten gespart werden können. Benedict Weber würde sich auch wünschen, dass das Thema Klimaschutz mehr in den Bildungsplänen verankert wird. „Wir brauchen auch Solarpanele für unser Schuldach sowie die Nachbarschule.“ Schließlich sei das auf dem Säer wirklich sinnvoll. Die Entscheidung liegt beim Landratsamt. Die Schülerinnen und Schüler wollen da aber nicht lockerlassen. Die Klimaschutz-AG hat auf Instagram ein eigenes Profil (klimaschutz_ag). Dort geben sie Wissen zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz weiter. Diese Idee stammt aus der Corona-Phase. „Wir haben überlegt, wie wir auch im Lockdown Schüler erreichen können“, sagt Miriam Kubat.

Beim Wettbewerb haben die AG-Mitglieder viele Ideen für künftige Projekte mitgenommen. Der dritte Platz gibt einen neuen Schub für die Gruppe. „Wir wollen weiterhin gutes Vorbild sein.“, sagt Dürr. Die Möglichkeiten seien aber beschränkt: „Die Politik muss handeln.“

Doch die Botschaften der Klimaschutz-AG verbreiten sich und die dürfen durchaus auch positiv sein. „Auch kleine Dinge verändern den Alltag“, sagt AG-Mitglied Luca Trost. Der Klamottenbasar ist so ein Beispiel. Das was andere wegwerfen, können andere noch gut gebrauchen. Selbst eine nicht mehr benötigte Schwimmbrille fand schnell einen neuen Besitzer.