02.07.2022, Von Uwe Gottwald
Die berufliche Fritz-Ruoff-Schule in Nürtingen richtet zwei neue Ausbildungsgänge ein. In den Berufskollegien Pflege und Gesundheit können weitergehende Schulabschlüsse erworben werden. Die Berufsfachschule für sozialpädagogische Assistenz bietet einen Berufsabschluss an.
NÜRTINGEN. An der Fritz-Ruoff-Schule auf dem Nürtinger Säer, einer beruflichen Schule des Landkreises, werden zwei neue Bildungsgänge in Berufsfeldern eingerichtet, in denen Nachwuchs händeringend gesucht wird. Geplant sind das Berufskolleg I und II mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Pflege sowie eine Berufsfachschule für sozialpädagogische Assistenz. Beide Schularten sollen ab dem Beginn des Schuljahres 2023/24 angeboten werden.
Die Schulentwicklungsplanung des Landkreises Esslingen sieht vor, den Kompetenzbereich der Pflege an der Fritz-Ruoff-Schule zu stärken. Die Berufskollegien Gesundheit und Pflege sind angelehnt an die neue generalistische Ausbildung, die für beide Bereiche qualifiziert und die von den Einrichtungen des Landkreises bereits angeboten wird. Sie befähigt zur Berufsausübung in Pflegeheimen und bei Pflegediensten ebenso wie in Kliniken oder Praxen.
In den jeweils einjährigen Berufskollegien, die aufeinander aufbauen, werden fachliche Kenntnisse in Theorie und Praxis vermittelt. Darüber hinaus gibt es allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Englisch und Mathematik sowie fachlich ausgerichtete Fächer wie Biologie und Gesundheitslehre, Ernährungslehre und Diätetik, Pflege, Wirtschaft und Recht. Außerdem werden Wahlpflichtfächer belegt, zum Beispiel Pflegeübungen, Labortechnik und weiteres. Zudem soll in beiden Berufskollegien ein vierwöchiges Praktikum zur Orientierung für eine Berufsausbildung absolviert werden.
Mit Bestehen des Berufskollegs II kann die Fachhochschulreife erworben werden. Außerdem qualifiziert der Abschluss zur weiterführenden Oberschule für Sozialwesen an der Fritz-Ruoff-Schule, an der die fachgebundene Hochschulreife erworben werden kann, was bedeutet, dass Fächer des Sozialwesens an allen Hochschulen studiert werden können. Mit einer Zusatzprüfung kann auch der Berufsabschluss „Staatlich geprüfter Assistent beziehungsweise Assistentin“ im Gesundheitswesen erworben werden, was beispielsweise für eine Pflegeleitung qualifiziert.
Der Kultur- und Schulausschuss des Landkreises stimmte der Einrichtung der Ausbildungsgänge zu. Nun muss sich der Landkreis im Verfahren der regionalen Schulentwicklung mit anderen Anbietern abstimmen, bevor das Regierungspräsidium zustimmt. Mit Blick auf den hohen Überhang an Bewerbern für Berufskollegien sei es allerdings unwahrscheinlich, dass begründete Bedenken geäußert werden, so die Kreisverwaltung.
Auch die sozialpädagogische Ausbildung soll laut dem Schulentwicklungsplan des Landkreises gestärkt werden, um dem gestiegenen Bedarf an Fachkräften in Kindertageseinrichtungen Rechnung zu tragen. Angeboten wird die Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin beziehungsweise zum Assistenten. Sie ist angelehnt an die bisherige Ausbildung zur Kinderpflege. Zielgruppe sind vor allem auch Interessenten mit Hauptschulabschluss und abgeschlossener Berufsausbildung.
Im Gegensatz zur zweijährigen Ausbildung in der entsprechenden Fachschule und einem anschließenden einjährigen Berufspraktikum wird der neue Ausbildungsgang praxisintegriert angeboten. Es finden während der dreijährigen Ausbildung wöchentlich drei Schultage statt, zwei Tage werden in einer Kindertageseinrichtung absolviert. Zwar haben die Schülerinnen und Schüler keine Ferien, sondern müssen Urlaub in der Ferienzeit nehmen, dafür bekommen sie während der gesamten drei Jahre eine Vergütung. Das Modell ist angelehnt an die praxisintegrierte Erzieherausbildung, die im Kreis vor zehn Jahren eingeführt wurde. Dies habe zu einer nachhaltigen Stärkung der Ausbildungsgänge beigetragen, so die Kreisverwaltung.
Auch Träger von Kindertagesstätten können profitieren
Auch für die Kindertagesstätten werden Vorteile gesehen. Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr besteht die Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler als Fachkraft in Ausbildung mit einem Umfang von 20 Prozent auf den Stellenschlüssel anzurechnen. Das trage dazu bei, dass Stellen verlässlich besetzt werden können. Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist damit Hoffnung verbunden, dass die Auszubildenden eine Bindung an die Einrichtung entwickeln und ihr erhalten bleiben. Eine erste Abfrage der Schule bei Trägern von Kindertageseinrichtungen habe ein erfreuliches Interesse ergeben, heißt es vonseiten der Kreisverwaltung.