Von der Rübe bis zum Päckchenzucker – Zuckerherstellung in Offenau

von Hannes Feller AG12/1

Am 9. November 2023 machte die 12. Klasse des agrarwissenschaftlichen Gymnasiums in Nürtingen eine Exkursion zum Fabrikgelände von Südzucker in Offenau. Im Rahmen der Unterrichtseinheit „Kohlenhydrate“ sollten die Fragen geklärt werden was Zucker ist, wie dieser aus dem Rohprodukt Zuckerrübe gewonnen wird und in welchen Produkten er sich später im Supermarkt wiederfindet.

Die Klasse traf sich mittags um 13 Uhr an der Wendeplatte unterhalb des Schulgeländes. Dort erfolgte die Aufteilung in die Fahrzeuge. Die Schüler und Lehrer freuten sich nach sechs langen Unterrichtsstunden auf die unterhaltsame Fahrt und den anschließenden Einblick in das Segment Zucker.

Vor Ort angekommen wurde die Klasse von zwei Führerinnen freundlich begrüßt und in Gruppen aufgeteilt. Zunächst erfolgte außerhalb eine Besichtigung der Rohsaftgewinnung.

Als erstes wurden die Zuckerrüben zerkleinert und anschließend bei ca. 65°C über mehrere Stunden aufgequollen. Dies geschah in einem sogenannten Extraktionsturm – das Ergebnis ist der zuckerhaltige Rohsaft. Diverse Nebenprodukte werden bspw. als Futtermittel vermarktet oder in die eigene Biogasanlage eingespeist, sodass kein Abfall entstehe.

Nach der anfänglichen Besichtigung erfuhren die Schüler mehr über die Geschichte von Südzucker und der Aufbereitung innerhalb in einer kurzen Theorieeinheit. Der 1971 eröffnete Standort in Offenau beschäftigt rund 200 interne Mitarbeiter und über 1600 Landwirte als Rohstofflieferanten. Mittlerweile werden während der „Rübensaison“ (Kampagne) rund 13.000 Rüben täglich verarbeitet. Jede Rübe hat einen Zuckergehalt von knapp 18%. Jährlich lasse sich so eine Zuckerproduktion von bis zu 270.000 Tonnen erwirtschaften.

Anschließend ging es in die Praxis. Die Schüler machten einen Rundgang über das große Außengelände um den getakteten Abladeprozess der Rüben kennenzulernen.

Entladung
Beim Einfahren der LKWs wurden die Zuckerrüben zunächst auf Qualität bzw. den Zuckergehalt geprüft, entsprechend des Ergebnisses erfolgt die Entlohnung der Landwirte. Darauf wurde die Ladung mittels Hochdruckdüsen (3 Bar) in einen Kanal abgeschwemmt und erstmals gesäubert. Die Rüben wurden danach über große Förderbänder auf Außenlager gebracht, wo sie später für die Zuckergewinnung bereitstehen.

Verarbeitung
Aufbauend auf dem Zwischenprodukt Rohsaft welchen die Klasse am Anfang kennenlernte, ging es für die Schüler dann in die Produktionshalle des Betriebes. Dort schauten sie die Produktionsschritte im Detail an:

  • Carbonation
    Anfangs veranschaulichten die Führerinnen die Zusammensetzung des Rohsaftes und erklärten, dass ungewünschte Inhaltsstoffe entfernt werden müssen. Dies geschah mit kalkversetztem Wasser, der sogenannten Kalkmilch, welche zu dem Rohsaft gegeben wird. Nicht-Zucker Stoffe wurden in Kombination mit der Zugabe von CO2 gebunden und anschließend abgefiltert. Der FIlterkuchen werde als Kalkdünger verwertet.
  • Eindampfung
    Der entstehende Dünnsaft mit einem Zuckergehalt von ca. 16% wurde drauf hin unter hohen Temperaturen eingedampft, sodass sich ein viskoses Konzentrat bildete. Der sogenannte Dicksaft konnte nun eingelagert oder weiterverarbeitet werden.
  • Kristallisation
    Als nächstes wurde der Dicksaft weiter eingekocht (Wasseranteil verringert), bis sich Zuckerkristalle im Sirup bildeten. Bei ausreichender Menge der Kristalle wird der Prozess gestoppt.
  • Zentrifugierung
    Im Anschluss wurde der Sirup zentrifugiert um den reinen Zucker von diesem zu trennen. Dies geschieht in einer Zentrifuge mit bis zu 11.000 Umdrehungen pro Minute.

Nach einer folgenden Abkühlung entsteht innerhalb von durchschnittlich acht Stunden kristalliner Zucker. Dieser wird nochmals gelöst und erneut Zentrifugiert. Es entsteht Zucker mit einem Reinheitsgrad von 99,8%. Dieser bildet den Ausgangsstoff für den Verkauf in Supermärkten (ca. 11,8% Absatz). Zucker mit schlechterem Reinheitsgrad wird an die Industrie verkauft. Nach dreimaliger Zentrifugierung des Sirups bleibt Melasse zurück, welche in der Futterindustrie verwertet wird.

Abgerundet wurde der Tag mit einem Vesper vom Hause Südzucker. Die Schüler konnten währenddessen offen gebliebene Fragen stellen. Mit guter Stimmung und neuem Wissen machte sich die Klasse auf den Heimweg Richtung Nürtingen. Um knapp 20 Uhr wurden die Schüler nachhause entlassen.